16.03.2022

Verleihung des Myositis-Nachwuchs-Forschungspreises 2022

Im Rahmen der 66. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DKGN) wurde am 11. März 2022 zum fünften Mal der Myositis-Nachwuchs-Forschungspreis der DGM verliehen. Silke Schlüter, Vorsitzende der Diagnosegruppe Myositis nahm an der Preisverleihung teil und sprach ein paar Worte zur Entstehung des von Josef und Denis Dumm und Jutta Franke-Martini gestifteten Preises.

Der Myositis-Nachwuchs-Forschungspreis wurde Tom Aschman für seine Arbeit “Association Between SARS-CoV-2 Infection and Immune-Mediated Myopathy in Patients Who Have Died” (= „Assoziation zwischen SARS-CoV-2-Infektion und immunvermittelter Myopathie bei verstorbenen Patienten“) verliehen.

Bild des Presiträgers
Foto: Helge Schubert

Dessen Ziel war die Untersuchung von Skelettmuskel- und Myokardentzündungen bei verstorbenen Patienten mit COVID-19, denn bei einigen Patienten die an COVID-19 erkrankten wurde Myalgie, erhöhte Kreatinkinase-Spiegel und anhaltende Muskelschwäche festgestellt. Insgesamt wurde bei 54 Personen eine Autopsie durchgeführt. Davon 43 Personen, die an Covid-19 erkrankt sind und 11 mit anderen Erkrankungen. Alle Personen waren im Zeitraum von März 2020 bis Februar 2021 verstorben. Im Ergebnis wiesen die Skelettmuskelproben von Patienten, die an COVID-19 starben, einen höheren Pathologie-Gesamtwert und einen höheren Entzündungs-Score auf. Eine relevante Expression von MHC-Klasse-I-Antigenen auf dem Sarkolemm war in 23 von 42 Proben von Patienten mit COVID-19 (55 %) und eine Hochregulierung von MHC-Klasse-II-Antigenen in 7 von 42 Proben von Patienten mit COVID-19 (17 %) vorhanden. Beide wurden in den Kontrollen jedoch nicht gefunden. Auch wurde bei den Patienten mit COVID-19 eine erhöhte Anzahl natürlicher Killerzellen gefunden.In dieser Fall-Kontroll-Studie zeigten die meisten Personen mit schwerem COVID-19 Anzeichen einer Myositis, die von leicht bis schwer reichten. Die Entzündung der Skelettmuskulatur war mit der Krankheitsdauer assoziiert und stärker ausgeprägt als die Herzentzündung. Der Nachweis der Viruslast war in den meisten Skelett- und Herzmuskeln niedrig oder negativ und wahrscheinlich eher auf zirkulierende virale RNA als auf eine echte Infektion von Myozyten zurückzuführen. Dies deutet darauf hin, dass SARS-CoV-2 möglicherweise mit einer postinfektiösen, immunvermittelten Myopathie assoziiert sein könnte.

Eine Veröffentlichung der Arbeit erfolgte in der Zeitschrift „JAMA Neurology“ und ist unter folgenden Links zu finden:
https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/article-abstract/2781013
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34115106/

Der Preisträger, Tom Aschman wurde in Luxemburg geboren und ist 33 Jahre alt. Herr Aschman hat in Luxemburg, Wien, Paris und Straßburg Humanmedizin studiert. Von 2018 bis 2020 war er als Assistenzarzt in der Neurologie der Charité und seit 2020 als Assistenzart in der Neuropathologie der Charité tägig. Zukünftig widmet sich Tom Aschman sowohl der Neuropathologie als auch der Neurologie.

Bericht: Silke Schlüter