Narkosen: Beachtenswertes für Muskelkranke

Symbolbild Anästhesie

Operative Eingriffe mit ihren Risiken und Komplikationsmöglichkeiten führen bei nahezu jedem, der sich einem solchen Eingriff unterziehen muss, zu Ängsten und Verunsicherungen. Insbesondere dann, wenn Vorerkrankungen bestehen, die zusätzlich eine Einschränkung bedeuten und das Risiko eines operativen Eingriffs erhöhen können.

In den letzten Jahren hat sich die operative Medizin stark weiterentwickelt. Zahlreiche Operationen können mittlerweile weniger invasiv und mit schonender Anästhesietechnik, zum Beispiel in Regionalanästhesie durchgeführt werden.

Vorbereitung vor Operationen

Häufig ist es ein Mangel an Informationen, der bei Patienten die Angst verstärkt oder sogar die Hauptursache der Furcht darstellt. In manchen Fällen kann das so weit führen, dass ein operativer Eingriff, der vielleicht nach seiner erfolgreichen Durchführung für den Patienten eine große Erleichterung und einen besseren körperlichen Zustand bewirken würde, abgelehnt wird.

Neben den Operationsrisiken sind zusätzlich auch die Risiken einer Narkose zu beachten, die zum Teil unabhängig von denen der Operation bestehen. Es ist von größter Wichtigkeit, dass den beteiligten Ärzten alle Befunde vorliegen um die Art der Operation und des Narkoseverfahrens optimal planen zu können. Hierzu gehören neben der Anamnese (Befragung zur Krankengeschichte) auch eine körperliche Untersuchung und ggf. weitere Neuromuskuläre Erkrankungen und Anästhesie apparative Untersuchungen wie beispielsweise ein Lungenfunktionstest. Vor dem Eingriff wird der Ablauf der Narkose vom Anästhesisten besprochen, mit allen vorbereitenden Maßnahmen und der unmittelbaren Zeit nach dem Eingriff. Dies sollte in verständlicher Form, d.h. mit Übersetzung der medizinischen  Fachausdrücke oder ganz ohne Fachterminologie (Fachsprache) erfolgen. Falls Sie etwas nicht verstehen, fragen Sie nach!

Auch bei Muskelkranken sind häufig Operationen notwendig, teils krankheitsbedingt, z.B. Sehnenverlängerung bei Kindern mit Muskeldystrophie oder Aufrichtungsoperationen bei starker Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung), teils aus anderen Gründen, z.B. Knochenbruch oder Blinddarmentzündung. In Abhängigkeit von der Erkrankung sind für den Anästhesisten (Narkosearzt) spezielle Dinge bei der Auswahl des Narkoseverfahrens und der Medikamente zu beachten. Hierbei ist aber insbesondere die Mithilfe der Patienten essentiell, insbesondere bei Erkrankungen, die nicht augenscheinlich sind.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine gute Absprache zwischen Patient, Operateur und Anästhesist ist unabdingbar.
  • Alle klinischen und apparativen Befunde sollten dem Anästhesisten präoperativ vorliegen.
  • Die Aufklärung über den Ablauf der Narkose reduziert Ängste.
  • Prämedikationsmedikamente werden vorsichtig dosiert oder weggelassen.
  • Das depolarisierende Muskelrelaxans Succinylcholin wird vermieden. Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien werden individuell angepasst dosiert.
  • Triggerfreie Anästhesie, falls ein (begleitendes) Risiko für eine maligne Hyperthermie besteht.
  • Eine Überwachung auf Intensivstation nach der Operation kann notwendig sein.
  • Atemgymnastik ist besonders wichtig zur Vermeidung von Lungenentzündungen.

Weiterführende Infos

Hier finden Sie eine kurze, verständliche Zusammenfassung über die anästhesiologischen Besonderheiten bei einzelnen Neuromuskulären Erkrankungen. Dies kann und soll nicht das individuelle Aufklärungsgespräch vor einer Narkose ersetzen. Sie kann Ihnen jedoch als Vorabinformation dienen, falls Sie sich einem operativen Eingriff unterziehen müssen und kann helfen, mit den Sie betreuenden Anästhesisten Details zu besprechen, die speziell Ihre Situation betreffen.