28.11.2023

Auszug aus dem Elternhaus: Einfach machen!

Interview mit Katharina Kohnen zu ihrem Auszug aus dem Elternhaus.

Katharina Kohnen

Hallo, möchten Sie sich den Leserinnen und Lesern in ein paar Sätzen vorstellen?

Ich bin Katharina Kohnen, 31 Jahre jung und wohne seit sechs Jahren in Leipzig. Seither arbeite ich auch hier. Davor habe ich sechs Jahre in Dresden gewohnt und dort studiert. Außerdem bin ich im Bundesvorstand der DGM und der JungeDGM aktiv und hier und da bei Projekten dabei.

Mit wie vielen Jahren sind Sie von Zuhause ausgezogen?

Ich habe mit 19 Jahren Abitur gemacht und bin dann direkt im Anschluss zum Studium ausgezogen.

Was finden Sie positiv am selbständigen Wohnen?

Man kann alles selber entscheiden, was man machen möchte. Es ist auch mehr Raum da, sich auszuprobieren um zum Beispiel Fehler zu machen. Was vor dem Auszug nicht unbedingt der Fall war, weil immer jemand auf einen aufgepasst hat, sozusagen.

Was bedeutet der Auszug für Ihr Lebensgefühl?

Vor dem Auszug war ich super schüchtern und nicht meinungsstark. Ich glaube, dass man sich nach dem Auszug an vielen Stellen durchsetzen muss und das hat dazu geführt, sich ein Selbstbewusstsein aufzubauen. Eigentlich bin ich ohne, beziehungsweise ohne starkes Selbstbewusstsein ausgezogen und das hat sich durch den Auszug wirklich verändert.

Was waren die Vorteile als Sie Zuhause gewohnt haben?

Das kann ich eigentlich nicht sagen, weil ich schon früh gewusst habe, etwa mit 14 bis 15 Jahren, dass ich nach dem Abitur ausziehen werde.

Wie haben Sie eine Wohnung gefunden? Wurde die Wohnung für Sie angepasst?

Der Vorteil beim Studium ist, dass man im Studentenwohnheim wohnen kann. Die meisten haben barrierefreie Wohneinheiten. In Dresden gab es damals fünf verschiedene. Ich habe mir ein Jahr vor der Uni mal eine Wohneinheit angeschaut, mir Grundrisse besorgt und nach der Ausstattung gefragt. Daraufhin habe ich im Wohnheimantrag angegeben, dass ich unbedingt eine barrierefreie Wohneinheit brauche. In Dresden wird man dann bevorzugt behandelt, falls die Wohneinheiten nicht schon durch andere belegt sind. Meine war groß und rollstuhlgerecht, aber trotzdem nicht alles barrierefrei. Zum Beispiel musste ich mir mein eigenes Pflegebett organisieren. Immerhin war alles ebenerdig und groß genug.

Hatten Sie Bedenken vor dem Auszug? Was hat Sorgen bereitet?

Ich bin jemand, der viel organisiert und gerne im Voraus plant. Es war ganz schön viel auf einmal: Ich bin ausgezogen, habe ein Studium angefangen und lebte zeitgleich mit persönlicher Assistenz. Das ist zwar viel auf einmal, aber ich hatte auch keine andere Wahl, weil ich weg von Zuhause wollte. Es hilft, sich zu informieren. Das Studentenwerk hat mir zum Beispiel viel geholfen und konnte mir gute Informationen geben.

Leben Sie mit Unterstützung oder persönlichen Assistenz? Klappt das gut im Alltag?

Ich lebe mit persönlicher Assistenz und hatte damals eigentlich keine andere Wahl. Da es keine geeigneten Dienstleister gab, musste ich ins Arbeitgebermodell wechseln. Dies bietet einem natürlich viele Freiheiten, da man sich die Assistenz selbst aussuchen kann. Für mich funktioniert das Modell seit zwölf Jahren gut. Es ist vielleicht auch ein Vorteil, wenn man in einer Großstadt lebt, leichter an Assistenten zu kommen. Ich habe zum Beispiel nie Assistenten aus dem direkten Studierendenumfeld genommen, weil die ja zur selben Zeit nicht verfügbar sind.

Was möchten Sie zum Abschluss anderen jungen Leuten oder Eltern sagen?

Einfach machen! Auch wenn es schief gehen sollte, wird man daraus lernen. Ich kann mir vorstellen, dass viele Angst davor haben, dass etwas schief gehen könnte. Auch ohne Behinderung läuft beim Auszug nicht immer alles schnurgerade. Man muss gewisse Dinge einfach mitdenken und vorbereiten, aber im Prinzip ist es ähnlich wie bei Menschen ohne Behinderung.