Postpolio-Syndrom

Die akute paralytische Poliomyelitis ist eine Virusinfektion, die zu einem Untergang von Vorderhornzellen des Rückenmarks führt. Im Verlauf eines meist fieberhaften Infekts treten innerhalb weniger Tage Lähmungen auf, die im leichtesten Fall nur einige wenige Muskelgruppen betreffen, im schwersten Fall jedoch tödlich durch Versagen der Atemmuskulatur verlaufen können. Während bis zur Einführung des Polioimpfstoffes regelmäßige Epidemien eine Vielzahl von Opfern forderten, gilt inzwischen die akute Poliomyelitis in der westlichen Welt als ausgerottet. Auch weltweit ist die Zahl akuter Erkrankungen stark rückläufig. In einer globalen Kampagne wird inzwischen die Ausrottung der Polio angestrebt. In 2018 gab es noch akute Polio-Fälle in Afghanistan, Pakistan und Nigeria, wobei sich dies jedoch im Rahmen der globalen Migrationsbewegungen rasch ändern kann.

Dabei darf nicht übersehen werden, dass auch in Deutschland noch zehntausende Überlebende der Polioepidemien leben. Wird die akute Krankheitsphase überlebt, können sich die Lähmungen durch Aussprossen von motorischen Nervenfasern und Größenzunahme der Muskelfasern teilweise zurückbilden. Es hat sich allerdings gezeigt, daß bei einer großen Zahl von Überlebenden der Polioepidemien nach einer zunächst stabilen Phase von mindestens 15 Jahren, meist 20 bis 30 Jahren, erneut Verschlechterungen auftreten können. Dabei kann es sich sowohl um alte, während der akuten Krankheitsphase vorhandene, als auch um neue Symptome handeln. Als Oberbegriff für diese bei Poliopatienten neu auftretenden Störungen hat sich die Bezeichnung „Postpolio-Syndrom“ durchgesetzt.

Symptome des Postpolio-Syndroms

Patienten mit Postpolio-Syndrom können über eines oder mehrere der folgenden Symptome klagen:

  • neu aufgetretene Muskelschwäche und -verschmächtigung (wobei diese sowohl initial betroffene Muskulatur als auch häufig während der akuten Erkrankung gering oder scheinbar nicht betroffene Muskelgruppen erfasst)
  • allgemeine Müdigkeit und Erschöpfbarkeit
  • Schmerzen (in der Muskulatur und generalisiert)
  • Muskelkrämpfe
  • Temperaturregulationsstörung (etwa Neuauftreten kalter Füße oder Hände)
  • Störungen der Atmung
  • Schluckbeschwerden.

In mehr oder minder ausgeprägtem Maß entwickelt ein erheblicher Anteil (vermutlich über 50%) der Patienten mit Zustand nach Poliomyelitis derartige Symptome. Besonders gefährdet scheinen Patienten zu sein

  • die während der akuten Erkrankung an Armen und Beinen gelähmt waren,
  • die älter als 10 Jahre waren oder
  • die sich besonders rasch und gut erholten.

Von dem Postpolio-Syndrom im engeren Sinne sollten Folgeerscheinungen z.B. durch vorzeitigen Gelenkverschleiß unterschieden werden, da sich hier die Behandlung unter Umständen deutlich unterscheidet.

Weiterführende Infos

Im Download finden Sie Hinweise zur Erkrankungsursache, zur Diagnosestellung und Behandungsmöglichkeiten sowie Informationen zur Physiotherapie beim Postpolio-Syndrom

Infos und Selbsthilfeangebote

Unsere Diagnosegruppe vertritt die Interessen der Betroffenen und Angehörigen.

Poliomyelitis-Gruppe in der DGM