Therapie mit Tieren – darauf muss man achten

Tiergestützte Intervention kann klassische Therapieformen ergänzen. Bislang obliegt die tiergestützte Therapie in Deutschland jedoch keinen gesetzlich geregelten Standards und Bestimmungen. Zunehmend bemühen sich nationale und internationale Organisationen, den Nutzen der tiergestützten Intervention zu belegen. Die IAHAIO, der Internationale Dachverband für die Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung, ist ein globaler Zusammenschluss von Organisationen, die sich mit Mensch-Tier-Interaktion befasst. Die Organisation hat weltweit über 90 Mitglieder, die in den Bereichen der tiergestützten Therapie und Pädagogik, Assistenztierausbildung sowie Veterinärmedizin tätig sind.

Die IAHAOI hat Richtlinien für das Wohlbefinden von Tieren bei tiergestützten Interaktionen erarbeitet. Hintergrund ist, eine einheitliche Terminologie zu finden für den Bereich der beteiligten Personen und Tiere. Tiergestützte Intervention (TGI) wird in den Feldern Gesundheits- und Sozialwesen angewandt. Der Begriff meint alle zielgerichteten Interventionen in der Mensch-Tier-Interaktion und soll Therapien im kognitiven und motorischen Bereich verbessern. Die TGI ist der übergeordnete Begriff und umfasst die folgenden vier Definitionen:

  • Tiergestützte Therapie wird im Einzel- oder Gruppensetting angeboten und soll die psychischen, kognitiven und sozio-emotionalen Funktionen bei den Teilnehmenden verbessern. Angeboten wird sie von Personen des Gesundheits- oder Sozialwesens, beispielsweise Psychologen oder Fachpersonen für Soziale Arbeit. Der Erfolg der Therapie wird gemessen und professionell dokumentiert.
  • Tiergestützte Pädagogik wird durchgeführt von Pädagogen und Sonderpädagogen im Einzel- oder Gruppensetting. Der Fokus liegt auf der Verbesserung der sozialen und kognitiven Funktionen. Tiergestützte Pädagogik ist zum Beispiel ein Besuch mit Schulkindern im Tierpark mit dem Ziel, den verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren zu fördern.
  • Tiergestützte Aktivitäten sind informelle Interaktionen und Besuche von Mensch-Tier-Teams wie beispielsweise Tierbesuchsdienste von Bewohnern in Pflegeheimen. Ziele sind hierbei, die Motivation, Erziehung und Bildung oder Entspannung zu fördern.
  • Tiergestütztes Coaching bietet Unterstützung zur Verbesserung von gruppenbildenden Prozessen an. Zu dem kann es persönliches inneres Wachstum und sozial-emotionale Funktionen fördern. Angeboten wird das Coaching von ausgebildeten Beratern.

Alle Anbieter, die tiergestützte Interventionen durchführen, müssen ausreichend Kenntnis über das Verhalten, die Bedürfnisse und die Gesundheit der beteiligten Tiere haben. Um die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten, müssen Sicherheitsmaßnahmen beachtet und die Risiken für die Klienten auf ein Minimum reduziert werden. Zum Beispiel soll bei immunsupprimierten Menschen eine Krankheitsübertragung vom Tier auf den Menschen verhindert werden. Auch Tierart-Allergien müssen im Vorfeld abgeklärt werden.

Die Tierbetreuer müssen die Bedürfnisse der Teilnehmenden erkennen. Dies sollte Inhalt der Ausbildung sein. Während der Ausbildung sollten auch Erfahrungen in entsprechenden Kontexten gesammelt werden. Zudem sind Vorlieben und Abneigungen gegenüber einzelnen Tierarten, religiöse und kulturelle Hintergründe zu bedenken. Für das Wohlbefinden der Tiere sind die TGI-Fachkräfte verantwortlich. Die Tiere dürfen nicht einfach als Werkzeug eingesetzt werden, ihre Bedürfnisse müssen geachtet werden.

Für die TGI kommen nur domestizierte Tierarten in Frage. Das sind Tiere, die an die soziale Interaktion mit Menschen gewöhnt sind, wie zum Beispiel Pferde, Hunde und Ziegen. Wilde und exotische Tiere wie Delfine, Affen und Elefanten eignen sich nicht, da verschiedene Aspekte des Tierwohls und das Zoonose-Risiko dagegensprechen. Als Zoonose werden Infektionskrankheiten bezeichnet, die wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Die TGI sollte nur mit Tieren durchgeführt werden, die physisch gesund sind und die den Umgang beziehungsweise die Art der Beschäftigung mit den Menschen genießen.

Ob ein Tier für die TGI geeignet ist, hängt vom Verhalten und Temperament des Tieres ab. Die Eignung sollte von einem Veterinärmediziner regelmäßig überprüft werden. Die Betreuer der Tiere sind während der Intervention dafür verantwortlich, dass das Tier gesund, ausgeruht und gut versorgt ist. Hierzu zählt der Zugang zu frischem Wasser, dass das Tier nicht überarbeitet wird und dass die Ruhezeiten eingehalten werden.