Reisen mit Rollstuhl: „Nichts sollte einen davon abhalten“

Von Lilli Schickel
Liebe Lesende, ich freue mich sehr, ein paar Erfahrungen übers Reisen und das Erwachsenwerden mit Muskelerkrankung mit euch teilen zu dürfen. Vielleicht mal ein paar Sidefacts zu mir: Ich bin Lilli, 23 Jahre jung, habe SMA und ich bin alles nur eins nicht: zuhause. Wenn ich etwas für mein Leben gerne tue, dann ist es die Welt zu erkunden. Diese Sehnsucht nach neuen Städten, diese auf Herz und Nieren zu testen, Essen in neuen Städten zu probieren, den Kopf einfach mal auszuschalten. Und alleine beim Gedanken daran, mit dem Rolli zu verreisen, ist bei vielen ja direkt schon Schluss. Es gibt keine Grenze, sondern nur Umwege auf der Zielgeraden, die es gilt zu bewältigen. Und wenn ich euch eins mit auf den Weg geben möchte, dann ist es: Do what you want!
Klar, habt ihr immer eine gewisse Verantwortung, alles zu organisieren und zumindest „den Rolli“ sicher durch all euer Reise-Feelings zu bringen. Angefangen habe ich mit Städtetrips mit Freunden. Da war man dann nur eine oder zwei Nächte weg und leichte pflegerische Tätigkeiten haben die sich zugetraut. Und dann hieß es irgendwann selbst auf Reisen zu gehen. Und was macht man da als Erstes? Richtig, die Destination auswählen.
Ich bin der Typ Mensch, der sich denkt: „Ah, hört sich gut an“und dann bucht. Ich mache mir erst im Nachgang Gedanken, ob es überhaupt rolli-gerecht vor Ort ist. Stufen sind dann kein Problem. Beispielsweise kann man eine kleine Rampe mitnehmen, die recht günstig zu finden ist. Und dann geht's los mit dem Gepäck. Natürlich kommt es immer darauf an, was man als zusätzliches Gepäck benötigt. Aber das richtige Packen ist alles. Den Rolli verladen? Kein Problem. Beatmung mitnehmen? Auch kein Thema. Man muss eben vorher nur alles angeben. Und da ich ein Mensch bin, der sich gerne so wenig Arbeit wie möglich macht, habe ich einen Ordner im Handy, wo jegliche Unterlagen abgespeichert sind. Ich aktualisiere dann einfach nur das Datum.
Ja, die Bürokratie gehört dazu und ja, es ist extrem nervig. Aber dafür sieht man am Ende auch die ganze Welt und wenn man eine Sache sollte, dann sich von nichts und niemanden aufhalten lassen. Ganz oft ist es nicht eine Sache der Unmöglichkeit, sondern der Einstellung und die beginnt im Kopf. Man sollte lernen, über sich hinauszuwachsen und auf seine Rechte zu plädieren. Dazu gehört auch, mit dem einen oder anderen Gegenüber zu streiten, wenn die Bahn einen stehen lassen will oder die Fluggesellschaft sagt: „Den Rolli müssen sie früher abgeben.“ Alles in allem ist Reisen mit Rollstuhl und Co zwar deutlich aufwendiger, aber niemals unmöglich und man sollte sich niemals davon aufhalten lassen.
Es gibt bei der DGM viele Informationen zu deiner Erkrankung, Möglichkeiten, mit anderen Spaß zu haben und sich auszutauschen. Wir geben Tipps und Beratung bei Fragen zu Schule und Berufswahl, zum Selbständig- und Erwachsenwerden, zu Freundschaft und Liebe, Hobby und Freizeit.
Die JungeDGM